Gesetzliche Anforderungen an Gefährdungseinschätzungen bei Gewalt im sozialen Nahraum (Legal Requirements for Risk Assessments in Cases of Violence in the Social Neighbourhood)
25 Pages Posted: 5 Sep 2024
Date Written: September 05, 2024
Abstract
German Abstract: Gesetzesnormen verlangen den (professionellen) Rechtsanwender:innen häufig unterschiedlichste Prognosen über künftige Ereignisse und Entwicklungen ab. Dies gilt auch im Besonderen für das österreichische Gewaltschutzrecht, das an vielen Stellen die Vornahme von Gefährdungseinschätzungen verlangt. Angesichts der großen Bedeutung dieser Einschätzungen ließe sich erwarten, dass diese Normen detailliert vorgeben, wie die Prognosen genau vorzunehmen sind. Zumindest auf den ersten Blick verlangen die betreffenden Bestimmungen größtenteils jedoch Gefährdungseinschätzungen ohne deren genaue Parameter im Detail vorzugeben. Der nachstehende Beitrag wendet sich dieser – soweit ersichtlich in Literatur und Judikatur bislang noch nicht näher behandelten – Thematik aus juristischer Perspektive zu. Er untersucht ausgehend von einem Vergleich verschiedener Normen zB aus den Bereichen des Strafrechts, des Sicherheitspolizeirechts, des Obsorgerechts sowie des Kinder- und Jugendhilferechts, welchen rechtlichen Rahmen die betreffenden Bestimmungen selbst für Gefährdungseinschätzungen vor allem für Fälle (potentieller) Gewalt im sozialen Nahraum normieren. Anschließend wird aber auch besonders in den Blick genommen, ob und inwiefern nicht andere Normen gesetzliche (Mindest-)Anforderungen an derartige Prognosen stellen, auch wenn jene Gesetzesbestimmungen, die eine Gefährdungseinschätzung verlangen, selbst kaum inhaltliche, methodische oder sonstige Parameter ausdrücklich vorgeben.
English Abstract: Legal norms often require (professional) legal practitioners to make a wide variety of predictions about future events and developments. This also applies in particular to Austrian law on the protection against violence, which requires risk assessments to be carried out in many places. In view of the great importance of these assessments, it might be expected that these standards would specify in detail exactly how the forecasts are to be made. However, at least at first glance, most of the relevant provisions require risk assessments without specifying their exact parameters in detail. The following article addresses this topic - which, as far as can be seen, has not yet been dealt with in detail in the literature and case law - from a legal perspective. Based on a comparison of various norms, e.g. from the areas of criminal law, security police law, custody law and child and youth welfare law, it examines the legal framework that the relevant provisions themselves standardise for risk assessments, especially for cases of (potential) violence in the social environment. Subsequently, however, a special focus is also placed on whether and to what extent other standards do not set legal (minimum) requirements for such prognoses, even if those legal provisions that require a risk assessment hardly explicitly specify any content-related, methodological or other parameters themselves.
Note: Downloadable document is in German.
Keywords: Gefährdungseinschätzung, Risikoprognose, Gewaltschutz, Prognosen, Gewalt im sozialen Nahraum, Häusliche Gewalt
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